Korfu Zitate
Baedekers "Griechenland" (1888)
Dank der ehem. englischen Oberhoheit besitzen die ionischen Inseln eine große Zahl guter Strassen, so dass man fast alle Theile Corfu`s im Wagen besuchen kann. Ein herrlicher Olivenwald bedeckt die Insel (man berechnet die Anzahl der Bäume auf nahezu 4 - 6 Millionen) und gibt mit den dunklen Cypressen der Landschaft ihr eigentümliches Gepräge. Die einzelnen Bäume, die man hier unverschnitten wachsen lässt, erreichen eine Größe (10-12, ja 20m), Schönheit und Entfaltung, wi e an keiner Stelle der Mittelmeerküste, vielleicht an keinem andern Ort der Welt (Häckel). Sie blühen im April, die Früchte reifen im Dezember bis März. . Der Weinbau auf Korfu ist im ganzen von geringerer Bedeutung a ls auf den Nachbarinseln, wird aber neuerdings eifriger betrieben, seitdem man begonnen hat, den dunkelroten, gehaltreichen Wein zum Verschnitt nach Frankreich, Italien und andern Ländern zu versenden. Orangen, Zitronen, Feigen sind vorzüglich und werden mehrmals jährlich geerntet. Höchst üppig gedeihen der Opuntia-Cactus und die Agave (Riesenaloe), welche wie in Sizilien zur Heckenbildung benutzt werden. Die Ausflüge werden in der Rege l zu Wagen gemacht, doch sind auch Fußwanderungen lohnend. Die gewöhnlichen Preise der Wagen sind nachfolgend bei den einzelnen Ausflügen angegeben , doch können Herren, die mit den Kutschern direkt zu unterhandeln verstehen, auch billiger fahren.
Der Abschnitt ist der zweiten Auflage von Baedeker`s Griechenland, 1888 in Leipzig erschienen, entnommen.
Kaiserin Elisabeth (Sissi) vom 8.April 1895
Jetzt haben wir zwei fabelhaft schöne Tage gehabt, so schön war alles,
daß es schon unnatürlich war, abends dufteten die Ölbäume so stark, und die
untergehende Sonne verlieh ihnen einen Heiligenschein wie goldene Rosen. Das
Meer glich einem g roßen Stück lichtblauen Glases, und darauf ruhten wie
unbeweglich die kleinen Schiffchen mit den weißen und roten Segeln. Die Hänge
sind mit goldenen Blumen überzogen und gegenüber die noch mit Schnee bedeckten
albanischen Berge, die zuerst rosafarben, langsam in Rubinfeuer aufflammen,
über alledem ein betäubender Duft; Unzählige Schwalben schwirren wie trunken
hin und wider, und über all der Pracht schwimmt am dunkelblauen Himmel der
silberne, fast volle Mond. Des Achilles todbleiches Gesicht sieht zu ihm auf
und senkt vor der Pracht die Augen. Es war zu schön, so daß ich ganz nervös war
und danach nicht schlafen konnte; fortwährend sah ich vom Bette aus in das
mondbeleuchtete Zimmer und hörte auf die klagende Stimme der Eulen.
Die österreichische Kaiserin Elisabeth (Sissi)
erwarb 1889 das Achilleion bei Gastouri. Bis zu i hrem Tod 1898 hielt sie sich
hier wiederholt auf. Diese Zeilen sind einem an ihre Tochter Valerie
gerichteten Brief vom 8.April 1895 entnommen.
Ferdinand Gregorovius aus "Korfu-eine
ionische Idylle"
Das griechische Osterfest gab dem Leben Korfus einen besonderen Reiz.
Abends schien jede Gasse des Marktviertels ein orientalischer Basar zu sein.
Blecherne Öllampen erleuchteten grell die Butiken in den Straßenhallen, worin
ein buntes Allerlei zum Verkauf stand: türkische Süßigkeiten ekelhaften
Ansehens, Fenchelhonig, Chaleva und Leka, in Öl Gebackenes, gelber Kaviar in
Fässern, schwarze Oliven, rote Ostereier, in Hühnerformen von Teig steckend,
massenhafte bunte Wachskerzen auf Tischen, Haufen Maisbrotes auf den Straßen
liegend, Haufen von Orangen; Weinschenken mit Fähnchen, die die Weinsorte
angeben, Kaffeeschenken, Barbierstuben, Kämmerchen, worin Handwerker arbeiten,
alles grell und bunt ausgeflittert, wie im Basar Athens. Durch das
Menschengewühl arbeiten sich mühsam Treiber von Eseln hindurch, die buntbemalte
Wassertönnchen auf dem Rücken tragen.
Ferdinand Gregorovius wurde 1821 in Neidensburg
geboren und starb 1891 in München. Er hatte auf dem Gebiet der klassischen
Reiseliteratur eine besondere Vorliebe für historische Landschaftsschilderungen
von Insel-Welten. Das Buch "Korfu - eine ionische Idylle" erschien
1952 im Wolfgang Jess Verlag Dresden. Ich habe es durch Zufall in einem
Buchantiquariat entdeckt....die Schilderungen sind wirklich einzigartig!
Kaiser Wilhelm II aus "Erinnerungen an
Korfu" von 1924
Vor uns liegt der wundervolle oberste Garten, auf zwei Seiten von
offenen Säulenhallen umrahmt und mit weißen Marmorstatuen und Philosophenthermen
geschmückt. Das dunkle grün seiner Zypressen, vermischt mit dem helleren Grün
der Palmen, bieten einen schönen Kontrast gegen das Weiß der sie umgebenden
Architektur und Marmorplastik. Dazu das leuchtende Parterre der vielfarbige
Cinerarien und in ihrer Mitte ein plätschernder Brunnen! Staunende Ausrufe,
klassische Zitate werden laut, und helle, freudige Begeisterung leuchtet aus
allen Blicken ob dieses Paradieses mit einer Stille und seiner Farbensymphonie.
Das ist Griechenland! Das ist die klassische Schönheit! Hier schreitet der
mächtige Geist der ewig-jungen, nie zu übertreffenden edlen Antike unmittelbar
neben uns her!
"Sissis" Feriensitz, das Achilleion,
ging durch Kauf 1907 in den Besitz des deutschen Kaisers Wilhelm II. über. Er
veröffentlichte seine Eindrücke von den dortigen Ferienaufenthalten in dem
Buch: "Erinnerungen an Korfu", Berlin/Leipzig 1924.
Lawrence Durrell aus "Schwarze
Oliven" von 1968
Korfu ist nur venezianisches Blau und Gold - von Sonnenlicht
überschwemmt. Sein Reichtum sättigt und schwächt. Die südlichen Täler sind mit
schweren, kühnen Pinselstrichen in Gelb und Rot ausgemalt; die Judasbäume
säumen dort die Straße mit ihren Explosionen von Purpurstaub. Überall, wohin
man geht, kann man sich ins Gras legen; selbst die kahlen nördlichen Teile der
Insel sind noch reich an Oliven und Mineralen. Die Architektur der Stadt ist
venezianisch; die Häuser oberhalb des alten Hafens erheben sich elegant in
schlanken Reihen mit schmalen Durchgängen und dazwischenlaufenden Kolonnaden
(...). Es gibt andere Merkwürdigkeiten: Nachfahren der venezianischen
Aristokratie in grün überwucherten freiherrlichen Villen, tief in der
Landschaft geborgen und von Zypressen umgeben; einen sehr alten Schutzheiligen,
der in wunderbar bestickten Pantoffeln in einem Silbersarg liegt, bereit,
Wunder zu wirken.
Der englische Erzähler
Lawrence Durrell lebte 1937 bis 1939 im White House in Kalami auf Korfu. Seine
Eindrücke von dieser Zeit hielt er fest in: "Schwarze Oliven, Korfu-Insel
der Phäaken", Reinbek 1968 (engl. "Prosperos`s cell", 1945).
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